Von dunkler Nacht zum hellen Tage
oder: Licht und Schatten
Die nun folgenden Zeilen basieren lediglich auf Überlieferungen der "Boten des Lichtes" und gelten allgemein als Legende. Doch die Gelehrten und Priester dieses Volkes beharren auf der Wahrheit dieser Geschichte, obgleich diese nie bewiesen werden konnte.
350 vor unserer Zeitrechnung
Ein großer Krieg war auf den Ländern Ereseas entfacht worden, der zwischen dem menschlichen Volk der "Goldenen Adler" und der Zwergengilde "Feuer und Stahl" ausgetragen wurde. Ein Krieg, welcher das Antlitz der Welt in rot tauchte. Ein rot der gefallenen Recken auf dem Schlachtfeld und der gemeuchelten Bauern in den Städten und Dörfern. Ein Krieg der den Himmel schwärzte und die Sonne verdunkelte, hinter den Wolken, gesäht aus Brand und Feuersbrunst. Ein Krieg, der Eresea in eine Fratze des Todes verwandelte. Die Fratze des Fürsten der Unterwelt.
Mitten in diesem Leid und Elend sollte in diesem Jahre eine der entscheidensten Schlachten dieses Krieges geschlagen werden. Der Boden zitterte unter den schweren Schritten der Heerscharen, welche sich auf dem Schlachtfeld verteilten, als hätte selbst die Erde Angst vor diesem Gefecht gehabt. Tausende und Abertausende, in schillernde Rüstungen gezwengte Krieger, hatten sich auf dem Schlachtfeld eingefunden. Bewaffnet mit schwerstem Kriegsgerät, hoch auf gepanzerten Rössern siztend und unterstützt von den mächtigsten Zauberkundigen, welche die beiden Parteien hatten anlernen können.
Das Regiment der "Goldenen Adler" befand sich unter der Führung von Heylon Burtrick, dem wohl mächtigsten und gefürch- tetsten Ritter seines Landes. Hoch zu Rosse sitzend preschte er auf die Reihen der zwergischen Armee zu um ihnen das letzte Mal die Vorderungen seines Lehnsherrn zu unterbreiten und ihnen eine Chance zu geben, das Blutvergießen zu stoppen. Doch es war bereits zuvor gewiß gewesen, daß sie die Forderungen nicht akzeptieren würden und somit überraschte es auch niemanden, daß Heylon Burtrick erfolglos in die Reihen seiner Mannen zurückkehrte.
Ein blechener Ton zerriß die angespannte Stille, die über dem Kriegsschauplatz lag, als in ein Horn geblasen wurde. Dieser Ton war das Kommando, welches das Blutvergießen einleitete. Das offizielle und unwiederrufliche Zeichen, daß heute wieder tausende Menschen und Zwerge ihr Leben lassen sollten. Zum unzähligsten Male in diesem Krieg um Macht und Reichtum. Unter Kampfgeschrei liefen die Armeen auf einander zu und die Pferde preschten los. Die Erde begann erneut zu beben und der Himmel weinte. Doch dies war nicht der einzige Grund, daß die Erde an diesem Tage befeuchtet wurde. Denn gierig und mit einem nicht zu stillendem Verlangen, sog der Boden das Blut der Soldaten auf, welche in der nun entfachten Schlacht unter ohrenbetäubenden Schmerzensschreien ihr Leben aushauchten. Und jedes Tröpfchen des roten Lebenselexiers ließ die Erde erbeben. Immer stärker und stärker. Wie von einer überirdischen Macht heraufbeschworen, begann es immer mehr zu regnen. Ein Regen, wie er hätte stärker nicht seien können.
Nachdem sich das Gefecht dem Ende neigte und nur noch wenige Kämpfer auf dem Schlachtfeld miteinander um den Sieg rangen, hielten sie plötzlich inne und begannen das gespenstische Treiben, welches sich um sie herum abspielte zu realisieren. Mit einem Male tat sich der Boden nur wenige Meter von ihnen entfernt unter gewaltigen Erschütterungen auf, so daß es jedermann von den Beine riß. Und aus dem Schlund, welcher sich in der Erde aufgetan hatte, stieg eine Flamme empor. Größer und heller, als jeder Brand, den dieser Krieg je hatte hervorbringen können. Die Zwerge stoben in alle Himmelsrich- tungen davon und auch die meisten der menschlichen Ritter bekamen es mit der Angst zu tun und suchten ihr Heil in der Flucht. Lediglich knapp hunder Krieger der "Goldenen Adler" blieben zurück und starrten wie gebannt auf das, was sich ihnen darbot. Heylon Burtrick schritt ein paar Meter an die Flammen heran und empfand die Wärme, welche von ihnen ausging als ein Gefühl unendlichen Glückes. Dieses Gefühl schien sich auch in den übrigen Kriegeren breit zu machen; denn alle lächelten. Sie lächelten, wie bereits seit Jahren nicht mehr. Sie waren das erste Mal wieder glücklich, seit dieser Krieg zwischen den beiden Völkern entbrannt war. Denn dieses war kein böses Feuer. Die Flammen, denen sie gegenüber standen repräsentierten den Gott des Feuers, der das sinnlose Morden beenden wollte.
Eine donnernde Stimme erertönte, die ihren Ursprung tief in der Schlucht zu haben und sich durch lauten Hall unzählige Male zu wiederholen schien.
Was ihr tut ist Unrecht. Zu kämpfen und zo töten, für die Schätze dieser Erde, auf die ein jedes Wesen gleichermaßen Anspruch findet. Zu unterdrücken und zu unterjochen, aus Habgier, Haß und Neid. Doch wer stets und mit Gewalt nach den Reichtümern Eresea giert, der wird seine Strafe finden. Er wird gerichtet werden, wie er einst hat selbst gerichtet und am Tage seines Todes gestoßen in die Flammen der Hölle.
Die Worte verstummten. Doch klangen sie in den Köpfen der Männer wieder, die ihnen gelauscht hatten.
Nach dieser Schlacht kehrte keiner dieser Krieger ins Königreich der "Goldenen Adler" zurück. Statt dessen segelten sie davon und kehrten in einen Wald ein, in welchem sie einen neuen Orden gründeten: "Die Boten des Feuers" - zu Ehren des Gottes, der sie zu der Erkenntnis von Frieden und Gleichheit aller Rassen geführt hatte.
345 vor unserer Zeitrechnung
"Die Boten des Feuers" machten es sich zur Aufgabe, die von ihnen empfangene Lehre weiter zu geben. Doch man nahm sie nirgends ernst.
Gegen Ende dieses Jahres, landeten ca. 100 Soldaten der "Goldenen Adler" auf der Insel, auf welcher sich ihre neue Heimat befand, um "Die Boten des Feuers" zu vernichten. Denn in ihrer ehemaligen Heimat waren sie des Hochverrates für schuldig befunden worden, da sie sich von ihrem König abgewendet hatten. Es kam zu einer gewaltigen Schlacht, in den heimatlichen Gefilden, der "Boten des Feuers", die sie auf Grund dessen und unter Mithilfe der Überzeugung, aus der sie kämpften, gewannen. Jedoch gab es auch in ihren Reihen große Verluste und auch ihr Anführer Heylon Burtrick verstarb auf dem Schlachtfeld.
344 vor unserer Zeitrechnung
Anfang diesen Jahres wurde ein neuer Anführer gewählt. Es war der junge, charismatische Ritter Hakon Fredor.
312 vor unserer Zeitrechnung
In diesem Jahr kam das Imperium der "Goldenen Adler" zu Fall. Durch dieses Ereignis schöpften die Boten des Lichts wieder neuen Mut, da sich die Prophezeiung des Feuergottes bestätigt hatte und die mächtigen und machtgierigen gerichtet wurden. Auf Grund dieser Tatsache, schlossen sich immer mehr Menschen diesem Orden an.
295 vor unserer Zeitrechnung
In diesem Jahr erreichte die Bevölkerung der "Boten des Feuers" den Höhepunkt ihrer Laufbahn. Denn gegen Ende dieses Jahres wurde ihre Hauptstadt von Pest und Hungersnöten heimgesucht und raffte beinahe die Hälfte aller Einwohner dahin. Die durch dieses Elend fehlende Motivation für ihre Ziele einzutreten und ihre Lehren zu verbeiten, führte letzten Endes dazu, daß die Bevölkerung auch nach Bannung der Gefahren durch Seuche und Hungersnot kontinuierlich zu schrumpfen begann.
291 vor unserer Zeitrechnung
In diesem Jahr verstarb der Anführer der "Boten des Feuers" Hakon Fredor. Der neue Anführer wurde Heylon Burtrick d. II
287 vor unserer Zeitrechnung
Heylon Burtrick der II veranlaßte eine Namensänderung der Partei von "Die Boten des Feuers" in "Die Boten des Lichts". Denn mit dem Begriff eines Feuersboten ließ sich seines Erachtens zu viel negatives assoziieren.
291 vor unserer Zeirechnung
Auf der heimatlichen Insel der "Boten des Lichts" kam es in diesem Jahre zu einem Krieg, indem es um ein sehr ertragreiches Landstück und die Herrschaft über dieses ging. Denn eine kleine Gruppe von Halblingen hatte sich dort vor kurzem angesiedelt und sollte nun von einer ganzen Herresschaft von Soldaten vertrieben werden. Sofort boten "Die Boten des Lichts" den Halb- lingen - in Anbetracht des Unrechtes, welches ihnen drohte - ihre Unterstützung an, durch welche es gelang, den Angriff der Feinde zurückzuschlagen.
Auf Grund dieses Erfolges verfaßte Heylon Burtrick der II gegen Ende dieses Jahres die Hymne der "Boten des Lichts", wie sie auch heute noch ohne jegliche Änderung von den Erben dieser Partei gesungen wird.
Licht und Schatten
von: Heylon Burtrick dem II
Das Licht hat es uns gegeben,
in tiefster Seelennnacht.
Den wahren Sinn des Leben´,
die einzig´ wahre Macht.
Und so schwör´n wir ew´ge Treue,
an Licht und Feuersglut.
Zu kämpfen gegen´s Übel, mit größter Kraft und Mut.
Zu zerschlagen den größten Feind,
die Habgier, Haß und Neid.
Den, der das Leben unterdrückt und den das Volk beweint.
280 vor unserer Zeitrechnung
Ein Vergeltungsschlag, des besiegten Feindes traf "Die Boten des Lichts" mit solcher Macht und Überraschung, daß sie eine deutliche Niederlage hinzunehmen hatten. Das Volk der "Boten des Lichts" schien dem Untergang geweiht und nur ein paar wenigen war es verkönnt über das weite Meer Zuflucht auf einer anderen Insel zu finden.
Von diesem Tage an sah es schlecht aus für ihren Orden. Manche verloren den Glauben an das Gute und dem Wohlwollen der Götter für ihre Mission und andere verließen ihre Partei, da sie sich vor einem Leben in Verfolgung fürchteten.
Bis zum heutigen Tage gibt es nur noch wenige ihres Schlages und die Geschichte, welche sie zu erzählen wissen ist inzwischen in beinahe vollständige Vergessenheit gerückt. Und wer sie dennoch hört, bezeichnet sie zumeist als eine unglaubwürdige Legende.
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